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Schon am Strauch anregend - Kaffee | © „FruitColors“; Quelle CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org/w/index.php

Kaffee

Vermählung von Robusta und Arabica

Anregende Frucht des Kaffeestrauchs

Kaum vorstellbar: Ein Morgen ohne den Geruch und den Geschmack eines frisch aufgebrühten Kaffees oder dampfenden Espressos. Ob mit oder ohne Milch, ob mit Aromen, ob in Glas oder Porzellan: Der Darreichung des Kaffees sind so wenig Grenzen gesetzt wie der Brennung und Mischung der Sorten. Mit anderen Worten: Kaffee ist die Droge der Zeit und daher in aller Munde.

 

Kaffee wird heute in über 50 Ländern angebaut und in fast allen Ländern der Welt genossen. Die Gewinnspannen können teilweise astronomisch sein – in der Regel aber nicht für die Erzeuger. Denn Kaffee ist traditionell ein Handelsprodukt und es sind global agierende Konzerne, die vom Rösten bis zur Verpackung im Regal unseren Blick auf das sogenannte Heißgetränk prägen.

Und es sind internationale Ketten, die uns in neue Konsumsituationen führen. Mittlerweile muss man den Kaffee nicht mehr unbedingt trinken, aber zwingend mit sich herumtragen. Der „coffee to go“ – der sprichwörtliche Kaffee zum Weglaufen – ist zum Symbol einer rastlosen Geschäftigkeit geworden. Nicht der Genuss sondern die stete Bewegung steht somit hoch im Kurs. Dabei sollten wir doch einen Moment verweilen und in aller Ruhe ein wenig am Kaffee schnuppern, unsere Sinne öffnen, um dieses so wunderbare wie alltägliche Getränk würdig preisen zu können.
 

Kaffa, Mukha, Kahve, Café

Der Kaffa, in Anlehnung an die Ursprungsregion des Kaffee, ist ein schwarzes, psychotropes, coffeinhaltiges Getränk aus gerösteten und gemahlenen Kaffeebohnen. Erstmalig Erwähnung finden die Bohnen aus dem Südwesten Äthiopiens im 9. Jahrhundert, doch es dauert noch mehrere Jahrhunderte, ehe diese anregende Frucht über den Handel ihren Weg in die arabischen und europäischen Metropolen findet. Der Handel verläuft zunächst zentral über die arabische Hafenstadt Mocha, dem heutigen al-Mukha im Jemen. Diese Stadt prägt auch den Namen des Mokka. Das türkische kahve, das italienische caffe, das französische café und die deutsche Entsprechung unterscheiden sich lediglich marginal und zeigen den relativ schnellen Siegeszug des Getränks durch die Länder Europas auch etymologisch an.

Der Kaffee hat etwas mit inne Halten zu tun: er ist die richtige Mischung aus Zerstreuung und Konzentration. Deshalb empfehlen ihnen verschiedene islamische Sekten gar als Meditationswerkzeug, was jedoch den Traditionalisten bitter aufschmeckt. Nach heftiger Intervention des islamischen Klerus werden die Kaffeehäuser im osmanischen Reich verboten. Man tarnt sie in nun als Barbierhäuser, sicherlich ein Grund, weshalb bis heute der Frisör gerne einen Kaffee anbietet.

Die Lukrativität des Kaffeegeschäfts veranlasst die Holländer dazu, im holländischen Java eigenen Kaffee anzubauen, um damit den arabisch dominierten Handel zu umgehen und die Verbreitung des Kaffees voranzutreiben. Ein Beispiel, dem die Franzosen mit Anpflanzungen auf Martinique und Guadeloupe folgen sollten. Der Kaffeegenuss wird in Europa zunächst Mode, entwickelt sich aber bald zum alltäglichen Kulturbegleiter. In den ersten Kaffeehäusern schwingt noch der Meditationsruch der kultischen Verwendung mit. Man trifft sich dort zum Gespräch, zum Lesen der Zeitung und „erhitzt“ sich dabei – so die Befürchtung der Obrigkeit – die Gemüter. Alle Künstler- und Literatencafés mit ihren klangvollen Namen wie „Odeon“ oder „Café de Fleur“ stammen von diesen ersten Spelunken ab.

Weltweit wird in Finnland pro Kopf der meiste Kaffee getrunken, gefolgt von Norwegen und Schweden. Ein Schelm, der da eine Verbindung von melancholisch stimmendem Wetter und der leicht antidepressiven Wirkung von Kaffee feststellen will. Auch in Deutschland ist der Kaffee mit durchschnittlich zwei Tassen am Tag pro Kopf noch vor Bier das beliebteste Getränk. Auch wenn die konzentrationsfördernde Wirkung des Getränks umstritten ist, sein Geruch ist stets anregend. Ganz anders als der „Coffee to go“ lädt der Kaffee nach einem gemeinsam genossenen Mahl dazu ein, noch ein wenig zu verweilen und befördert mit seiner anregenden Wirkung weitere Gespräche. Nicht nur ein gastrosophischer Narr, der mit ihm in der Hand Laufen geht.
 

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