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Green Chef: Jan-Patrick Timmer

Green Chefs - Gemeinsam gute Ideen in der Gastronomie

Jan-Patrick Timmer hat eine, na gut, sagen wir drei, klassische Ausbildungen genossen. Als Kaufmann, Restaurantfachmann und Medienkommunikationswirt ist er schon ausbildungstechnisch ein wahres Multitalent. Veredelt durch hanseatischen Humor, norddeutschen Scharfsinn und einer – als Kölner würde man natürlich sagen, geradezu rheinischen – Kommunikationsstärke, die aber im Unterschied zum Vorurteil, welches den Rheinländer begleitet, nie aufs Ungefähre, sondern stets zielführend auf das Eigentliche, also entweder die Pointe oder die Sache - und damit auf jeden Fall auf die Verbesserung der Gegenwart und ihrer Zukunft - gerichtet ist.

Der Gründer der Green-Chefs zeigt im Gespräch, welche Stärken er in der Gastronomie sieht. Viel mehr, als man bei oberflächlicher Betrachtung meinen sollte.

Tartuffel:

Was bedeutet Gastronomie für dich?

Jan Patrick Timmer:

Gastronomie bedeutet für mich, sich darüber zu freuen, seine Gäste glücklich machen zu können. Denn das ist, so denke ich, Ziel eines jeden guten Gastronomen. Denn wenn man glückliche Gäste als Glück empfindet, trifft es sich perfekt. Und natürlich sollte sich jeder Gastwirt darüber freuen, dass die Gäste sich meistens seit Wochen über einen Besuch seines Restaurants freuen. Da kommt dann natürlich auf Seiten der Gäste oft eine Spur Aufregung hinzu, aber damit sollte man im Sinne zufriedener Gäste umgehen können. Und natürlich ist es doch schön, seinen Gästen etwas über die Qualität der Lebensmittel und ihrer Produzenten mitteilen zu können.

Tartuffel:

Wie kam es zu Green-Chefs?

Jan Patrick Timmer:

Ich komme aus einer relativ grünen Familie. Auch wenn mein Vater Sozialdemokrat war, hat er schon früh drauf Wert gelegt, dass wir möglichst wenig Abfall produzieren, sowie Energie sinnvoll und nachhaltig nutzen. Diese Themen habe ich in meinem Berufsleben wieder gefunden. Und ich glaube, dass der Gastronom eine entscheidende Rolle zwischen den einzelnen Menschen und den großen Organisationen spielt. Denn er kann schnell reagieren, kann zuhören und vermitteln. Verbände, die Politik und die Industrie brauchen relativ lange, bis sie ihre eingeschlagenen Pfade verlassen und Änderungen herbeiführen. Der Gastronom ist da im Vorteil. Er kann sich nicht nur Ziele setzen, sondern sie auch in Zusammenarbeit mit seinen Produzenten umsetzen und seinen Gästen kommunizieren.

Denn wenn jemand etwas ändern kann, dann sind es die Gastronomen. Dazu müssen wir nur einmal überlegen, wie viele warme Mahlzeiten ein Deutscher außerhalb einnimmt. Da haben die Gastronomen eine starke Vorbildfunktion – weniger Butter, Zucker, Salz – da können viele gute Ideen direkt umgesetzt werden. Auch im Thema gesunde Ernährung und No Food Waste haben die einzelnen Gastronomen schon mehr gemacht als die großen Verbände. Sobald die einzelnen Gastronomen das verstanden haben, können sie aktiv Dinge realisieren, die in größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen lange Zeit nur gefordert werden. Genau hier setzt meiner Meinung nach die Vorbildfunktion ein.

Tartuffel:

Und die Idee der „Green-Chefs“ ist es, diese positiven Dinge zu verstärken?

Jan Patrick Timmer:

Ich habe einmal, mehr im Scherz gesagt, dass ich der blaue Engel der Gastronomie werden möchte, nur eben in Grün. Und wer die Gastronomie kennt, weiß, dass der Begriff Engel völlig deplatziert ist. Daher Green-Chefs. Hier können wir die Dinge, die umsetzbar sind, angehen, Hilfestellungen leisten. Wir wollen dabei immer positiv vorgehen. Also nicht: „Scheiß Plastik", sondern, "He, wie hat der das geschafft ohne Plastik?“ Denn positive Nachrichten erzeugen eine eigene positive Dynamik. Vor fünf Jahren haben wir die Green-Chefs gegründet, ein Jahr später haben wir schon 35 Betriebe ausgezeichnet– bis heute sind es 500 Green-Chefs Restaurants. Und das Schöne daran: Es sind unglaublich viele positive Menschen dabei. Da merkt man, dass es wieder Gastwirte gibt, die etwas in ihrem Betrieb bewirken wollen und natürlich auch können.

Und sehen wir es realistisch, es sind die Gastronomen, die was umsetzen, lange bevor es die Industrie tut. Hier braucht man nur auf den Bezug zur Region verweisen. Eine global agierende Industrie kann die Region nur als Marketingvokabel im Munde führen. Mittlerweile merken wir doch, dass die zunehmende Zentralisierung die Strukturen gerade in ländlichen Gebieten zerstört. Längere Transportwege und ein Angebot an gleichförmig werdenden Produkten sind das Ergebnis.

Die Gastronomen aber können hier ganz praktisch und jeden Tag für Nachhaltigkeit sorgen. Und die Green-Chefs können hier wunderbar aufzeigen, das der Bezug in die Region und zu guten Produkten einfach sinnvoll und zukunftsweisend ist. Kurze Transportwege, Förderung der Infrastruktur vor Ort. Da behaupte ich, da hat ein Gastronom seine Aufgabe, die er auch kommunizieren und damit seine Gäste begeistern kann. Und wir sollte einen entscheidenden Umstand nicht aus dem Blick verlieren: In einer zunehmend digitalisierten Welt, ist es das gemeinsame Essen, dass uns verbindet, wie das gemeinsame Gespräch. Wirkliche Geschmackserlebnisse beeinflussen uns, wir erinnern sie lange. Wenn dann noch sinnvolle Informationen dieses Geschmackserlebnis bereichern, verstärkt dies genau diesen Effekt. Ich denke, wir von den Green-Chefs sind da auf einem ganz guten Weg.

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