Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Essen verbindet. Nicht nur Kinder und Köche | © Tartuffel

Bildungs-Nahrung

„Wenn Kunst zum Genuss wird“, ist das Motte der Eventreihe Cultgenuss. In der aktuellen Auflage wandelt Cultgenuss dabei auf den Spuren der Brüder Grimm. Denn das Märchen „Hänsel und Gretel“ bildet den thematischen Rahmen und die konkreten Zutaten für das Menü, mit dem Bildungshunger genährt werden soll. In der Wiener "Kinderbücherei der Weltsprachen" trafen Kinder der Klasse 4a der Volksschule Johnstrasse am 30. Januar nicht nur auf das Märchen, sondern auch auf ein Cultgenuss-Menü.

Cultgenuss in Wien

In der Kinderbücherei der Weltsprachen herrscht ein angespanntes Schweigen. 19 Kinder füllen die Plätze und lauschen den Worten Josef Mitschan. Der professionelle Erzähler verwendet die in Schwarzweiß gehaltenen Bilder von Lorenzo Mattotti zu Illustration seiner Erzählung von Hänsel und Gretel. Mit seiner stillen aber eindringlichen Stimme reißt er die Anwesenden in seinen Bann. Dramatisch steuert die Erzählung ihrem Höhepunkt entgegen und auch, wenn alle das Märchen natürlich kennen, stockt ihnen doch für einen Moment der Atem, bevor Gretel die böse Hexe in den Ofen schubsen kann. Nachdem die Kinder des Märchens zurück in die Arme des Vaters gelaufen sind, gibt es für die Kinder in der Bücherei eine Überraschung. Denn mit Enza Leone, Julian Reinisch und Jean-Marie Dumaine warten drei renommierte Köche auf die Kinder. Aus den Zutaten des Waldes haben sie ein Menü zubereitet. Aus Blüten, Wildkräutern und selbstgeernteten Walnüssen gibt es einen Salat mit Stockbrot aus Kürbiskernen. Dazu reicht Enza Brotchips aus dem berühmten Brot von Matera mit Kastanienhonig. Als Nachtisch hat Julian Reinisch gepufftes Getreide, Waldbeeren und frischen Joghurt aus Tirol mitgebracht, der mit selbstgemachtem Löwenzahnhonig verfeinert wird. Während des Essens sprechen die Kinder mit den Köchen über die verschiedenen Zutaten zum Menü und den Ideen zu seiner Entstehung. 

Gemeinsame Genussmomente

Fausto Castellini, der Initiator dieses Dialogs, stammt aus Italien und lebt seit über dreißig Jahren in Deutschland. Seine Liebe zur deutschen Sprache korrespondiert mit seiner Vorliebe zum Geschmack ursprünglicher italienischer Spezialitäten. Als überzeugter Europäer möchte er einen Beitrag dazu leisten, Europäer unterschiedlicher Nationen miteinander in Kontakt zu bringen. Am besten gelingt dies über gutes Essen und hervorragende Produkte. So reifte in ihm die Idee zu Cultgenuss. Im Zeitalter der Digitalisierung soll über das gemeinsame Genießen zum analogen Dialog eingeladen werden. Denn nichts verbindet mehr, als gemeinsam erfahrene Genussmomente. Die Cultgenuss Eventreihe 2018/19 hat es sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, Kindern eine Idee von dem zu vermitteln, wie frische und traditionell erzeugte Lebensmittel schmecken und Märchen und Menü miteinander zu verbinden. Auf diese Weise kann das Märchen auf andere Art verstanden und der Bildungshunger beim Essen gleichzeitig genährt werden. Kunst wird auf diese Weise zum Genuss.

Das Event, welches diese Reihe von Cultgenuss beenden wird, findet im November in Matera der europäischen Kulturhauptstadt 2019 statt.

 

 

Mehr auf Tartuffel

Das Grimm’sche Märchen von Hänsel und Gretel ist oft als Anspielung auf die Armut breiter Bevölkerungsschichten verstanden worden. Doch ist der Hunger, der in der Erzählung thematisiert wird tatsächlich einer des Magens? Und wie kann man…

Kochen ist Übersetzen. Denn gekochtes Essen erzählt Geschichten. Man verwandelt Lebensmittel in Speisen. Der Geschmack, der Duft und das Aussehen der auf dem Tisch versammelten Speisen lassen den Esser im besten Falle glücklich werden. Er…

Die 1967 in Kobe geborene Amélie Nothomb stürmt in Frankreich mit jedem neuen Buch die Bestsellerlisten. In ihrem mittlerweile 26. Roman „Blaubart“ überträgt sie das Märchen von Charles Perrault aus dem 17. Jahrhundert ins Paris der…

Feuer geborenes Urgefäß

Ein Topf ist ein Topf ist ein Topf