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Cover des besprochenen Buches (Ausschnitt) |© ZS Verlag

Weinwissen umfassend kurzweilig

Jedes Jahr kann man darüber staunen, wie viele neue Weinbücher es gibt. Dabei braucht der an Wien interessierte Laie wirklich nur auf ein Buch zurückzugreifen. Auf dieses. Denn hier ist alles versammelt, was man über Wein grundlegend wissen sollte.

Jens Priewe gibt einen informativen „Grundkurs Wein“

Wein übt auf viele Menschen eine anziehende Faszination aus. Leider scheinen viele fasziniert – vielleicht nach dem 2. Oder 3. Glas Wein - auf die Idee zu kommen, ein Buch über Wein schreiben zu wollen. Denn meist bleibt die Faszination dann verbal an Begriffen wie opulent, harmonisch, mineralisch usw. hängen, ohne an den Leser zu denken und ihn anhand sachlicher Distanz für das Thema Wein zu begeistern.

„Grundkurs Wein“ aber zeigt mustergültig auf, wie man ein Buch durch fortgesetzte Aktualisierungen stetig verbessern kann. Denn Wein wird hier nicht nur als faszinierendes Getränk gedacht, das Wissen um den Wein ist vielschichtiger. Es beginnt bei den allgemeinen Fragen und Vorurteilen, die man als Laie vielleicht aufgeschnappt hat, um diese zu beantworten, bzw. zu widerlegen. Das ist ein schöner Einstieg, denn schnell nimmt man den Faden, der hier gesponnen wird auf und informiert sich über Vor- und Nachteile des Weinkaufs im Supermarkt, lernt etwas über die Geschichte und die Bestandteile des Weins und den Weltrebengürtel.

Boden, Beere, Berg

Nach dieser kurzen, aber breit gestaffelten Einleitung mit Blick über den Weinglasrand wird es grundsätzlich und das heißt im vorliegenden Falle: informativ. Das Buch vermittelt dem Leser anhand der Rebe einen ersten Eindruck davon, wie die Beeren wachsen. Im Anschluss erhält man einen prägnanten Überblick über die verbreitetsten Rebsorten. Nun geht es um den Berg, seinen Boden und die Arbeit im Weinberg. Hier gibt es ein Kapitel über biologischen Weinbau und man merkt dem Autor an, dass man nicht alle Methoden und Glaubensbekenntnisse beim Weinbau gut finden muss, entscheidend aber ist das Resultat, welches sie hervorbringen.

Kellerarbeit, Korken, Kommunikation

Doch auch die Kellerarbeit, als wichtige Komponente der Weingestaltung wird in den Blick genommen. Dabei versteht es Priewe vorzüglich, den umfassenden Blick durch das Herausgreifen zentraler Details zu akzentuieren. Fasskunde wird hier eingeführt und um die Herstellungsverfahren der unterschiedlichen Weine – Weißweine, Rotweine, Champagner, Sekt, Süßweine, Portwein, Sherry – ergänzt. Nach der Arbeit im Keller wird der Leser zu Tisch geführt, um hier übersichtlich gezeigt zu bekommen, welche Details für verbesserten Weingenuss zu beachten sind, bevor es dann zur Degustation selbst kommt. Und die „Sensorik des Weins“ erklärt eine Menge darüber, wie man mit dem Wein schon vor dem ersten Schluck in Kommunikation treten kann. Wie sieht der Wein aus? Welchen Eindruck macht er im Glas und an der Nase? Diese Fragen schärfen nicht nur die Sinne, sie sensibilisieren auch den Gaumen, da man durch das Zusammenspiel der Sinne, den Wein viel besser aufnehmen und später analysieren kann. Abgerundet wird das Buch durch eine Betrachtung der Weinbauländer, in dem auch bisher als Weinanbauländer weitestgehend unbekannte auftauchen, wie Moldawien, die Ukraine oder China.

Ein Wort noch zu den Texten des Buches. Sie wirken in Form und Inhalt ein wenig hanseatisch. Leicht unterkühlt und inhaltlich versiert. Damit bilden sie einen ansprechenden Kontrast zur Faszination, die das Thema auf den Autor ausübt und die er auf diese distanzierte Darstellungsweise klar und verständlich vermittelt. Mit anderen Worten: Die Texte sind so, wie ein guter Wein sein sollte.

 

Tartuffel empfiehlt:

Jens Priewe: Grundkurs Wein. Alles, was man über Wein wissen sollte. ZS Verlag Hamburg 2019, 184 Seiten inkl. Glossar und Register, geb., 19,99€

Der Autor betreibt auch eine Website.

 

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