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Essen? Im Hotel!

Kulinarisch betrachtet, haben Hotels hierzulande eher das Image von Hauptbahnhöfen. Strandet man hier unvorhergesehener Maßen, hat man sich klaglos in sein Schicksal zu fügen und sich am immer gleichen Angebot zu bedienen. Soweit der Glaubenssatz.

Einkehr im Düsseldorfer Fritz´s Frau Frantzi

 

In Restaurants geht man Essen, in Hotels aber besucht man, wenn überhaupt, besser nur die Bar. Und ja, man kann sich natürlich daran erinnern, dass es Hotels gibt, die mit einem besonders ausgereiften kulinarischen Programm aufwarten oder gleich mit einem mehrfach dekorierten Restaurant, nebst prominentem Küchenchef. Doch solche Restaurants besucht man ja nicht einfach so, wenn man sich gerade mal in der Innenstadt befindet.

So das Klischee, mit dem man endlich einmal in seiner Grundsätzlichkeit aufräumen muss. Zumindest, wenn man sich in Düsseldorf bewegt. In der Adersstraße, einer unauffälligen Nebenstraße zur  - sagen wir von Köln aus einfach mal: überregional bekannten – Königsallee beherbergt das Fritz Hotel ein Restaurant, mit dem es namensgeberisch vermählt ist: Fritz´s Frau Franzi.

Zwangsehe ist hier nicht

 

Hier wird Hotel nicht getrennt von Restaurant gedacht und doch wird darauf geachtet, dass beide Partner ihren unverwechselbaren Charakter behalten und zugleich als zwei Seiten einer schimmernden Medaille wahrgenommen werden. Zumindest, wenn der Betrachter eine solche Form der Bewertung vornehmen und nicht in alten Blickmustern verharren möchte. Denn dass Restaurant und Hotel notgedrungen eine Zwangsehe eingehen und ansonsten lieber ihre Ruhe voreinander hätten, da sie sich nicht viel zu sagen haben, wird hier eindeutig Lügen gestraft. Hoteldirektorin Eva Herrmann war selbstbewusst genug, um sich mit Benjamin Kriegel einen so ambitionierten wie charakterstarken Küchenchef ins Haus zu holen, um zu zeigen, dass die Liaison von modern interpretierter Hotellerie und herausragender Restaurantleistung nicht nur möglich ist, sondern beide Partner stetig verbessert. 

Hotel? Restaurant!

 

Man muss gar nicht im Hotel einchecken, Küchenchef Benjamin Kriegel kocht hier derart gut auf, dass sich allein der Besuch des Restaurants lohnt. Unentschlossene können sich am Mittag zum Lunch einen ersten Überblick über Räumlichkeiten vor allem aber über das Potential der Küche verschaffen, um sich dann Abends doch endlich ins Hotel zu trauen. Wenn man sich dann an die Bar traut, bekommt man auch schon ein paar Appetitanreger aus der Küche – nichts von der Stange – und kann dabei in aller Ruhe die Speisekarte studieren. Für die ungezwungene Atmosphäre sorgt neben dem Ambiente – und den dezenten Messerbänkchen - die so engagierte wie zuvorkommende Restaurantleiterin Ramona Leinweber. Sollten Sie also mal am Düsseldorfer Hauptbahnhof stranden, fügen Sie sich nicht in ihr angeblich alternativloses Schicksal, wandern sie durch die Innenstadt zur Adersstraße und dort in das Hotelrestaurant. Wie hieß es schon im Michelin? Einen Umweg wert – das gilt zwar genau genommen erst für ein Restaurant mit zwei Sternen, aber hier geht noch was, wir sind ja auch noch nicht am Ende des Leistungsspektrums angekommen. Schwellenangst beim Besuch des Hotelrestaurants? Hier werden unsere Klischeevorstellungen Lügen gestraft. Wie schön.

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