Bis man ihn abgibt ist der Löffel Lebensbegleiter

Bis man ihn abgibt ist der Löffel Lebensbegleiter | © Tartuffel

Am Beispiel des Löffels

 Fünf Jahre nach Start von Tartuffel laden wir zur "Einkehr". In dieser Rubrik werden sich Artikel versammeln, die mit der Einkehr zu tun haben. Denn nicht nur ein Restaurantbesuch kann eine Einkehr sein. 

Einkehr bezeichnet nicht nur der Wechsel von Draußen nach Drinnen und erst recht nicht das stumpfe in sich reinkehren. Einkehr ist Sammlung und Kommunikation zugleich. Überlegungen zur Einkehr.

Es wird Zeit zur Einkehr

 

 

Kochen und Essen beinhalten stets einen Moment, des Erinnerns. Erinnerung an Rezepte, Arbeitsabläufe, Orte und Menschen, mit denen man dieses Gericht einmal gegessen hat, an Restaurants, in denen man ähnliches probierte. An Gespräche, die diese Essen begleiteten. So wird die stets gegenwärtige Einkehr immer auch zu einem Spiel der Zeiten. Vergangenes entsteht und der Vergleich zu Erlebten drängt sich so unmittelbar auf, wie der Geschmack, der immer dann zu einer Sensation avanciert, wenn er neu ist und zugleich Erinnerungen weckt. Und es hat immer wieder mit Tischen zu tun. An Tischen sitzen wir, an Tischen speisen wir. Tische nehmen einen wichtigen Teil unseres Lebens wahr. Wenn wir wollen, können sie zu Lebenspartnern werden, stets begleiten sie unsere Einkehr. Am Tisch reden wir. Wir teilen uns mit, während wir einkehren. Denn Kochen hat stets auch mit dem Reden über das Kochen zu tun. So verstanden ist die Einkehr ein Teilen mit anderen. Wie das Essen selber ist die Einkehr ein geteiltes Verlangen und somit die Grundlage einer Gemeinschaft, symbolisiert durch den Tisch, oder auf das Besteck bezogen, durch den Löffel.

Der Löffel, dient hierbei als Sinnbild des Einkehrens. Nicht nur seine fast runde Form lässt ihn an eine Gemeinschaft, die sich um einen Tisch versammelt denken, er ist zugleich ältestes und zentralstes Besteck bei Tisch. Denn lange bevor im 19. Jahrhundert Messer und Gabel auch an den Tischen der ländlichen Bevölkerung Einzug hielten, war dort der Löffel einziges Essutensil bei Tisch. Oft trug man den Löffel bei sich und verwendet ihn ein Leben lang. Wertvolle Löffel wurden vererbt und im Falle seines Ablebens gab man dann den sprichwörtlichen Löffel ganz real ab. Ausnahmen bildeten in armen ländlichen Gegenden die Knechte, die ihren Holzlöffel an den Herren abgeben mussten, wenn sie weiter ziehen wollten. So war die Gemeinschaft der Löffel gesichert.

Bei Tisch, auf dem die Brühe, Suppe, der Eintopf oder der Brei in einer Schüssel aufgetragen wurden, zückten dann alle Esser ihren Löffel um gemeinsam die Speise zu vertilgen. Lediglich das altbackene Brot, welches jeder in die Schüssel bröseln konnte, um es weicher werden zu lassen, sollte selbst ausgelöffelt werden, schließlich war es ja auch von eigener, mutmaßlich schmutziger Hand eingebrockt.

Gleich ob verteilende oder gebende Kelle, Luft schlagender Schaumlöffel oder individuelles Essbesteck: der Löffel ist universales Tisch-Zeichen der Einkehr.

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