Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Henry Dimbleby und John Vincent: „Leon - natürlich Fast Food“

Ein peppiges Kochbuch zu schreiben, um Kochmuffeln oder Anfängern den Einstieg in die wunderbare Welt des Kochens zu bereiten, ist keine leichte Kunst. Henry Dimbleby und John Vincent ist es mit „Leon - natürlich Fast Food“ gelungen.

Leon – Natürlich Fast Food, ein fortgeschrittenes Kochbuch für Anfänger

  Natürlich läuft es einem erst mal kalt über den Rücken, wenn man liest, dass Fast Food ehrlich, einfach und gut sein soll, wie es der Untertitel dieses Buches verspricht. Gilt Fast Food nicht als das unehrlichste Essen, das man sich vorstellen kann: fett, süß, pappig und so unnatürlich wie Schweinespeck ohne Schwein. Doch schon nach kurzem Blättern stellt sich heraus, dass die Autoren dem mit altem Frittieröl belegten Begriff zu  runderneuertem Glanz verhelfen wollen.

Und warum nicht? Weshalb sollte schnelle Küche nicht auch ehrlich und gut sein? Ist nicht jedes Rezept abhängig von ausgezeichneten Produkten und bedürfen viele gute Produkte gar keiner langwierigen kochtechnischen Behandlung, um umwerfend gut zu schmecken?

Schauen wir also in das Buch hinein, das sich in der schwierigen Kunst versucht, Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen bisher keine Lust daran hatten zu kochen, durch Lesen und Betrachten die Berührungsangst vor dem Herd zu nehmen. Noch dazu, da die Autoren sich zugleich an Kochinteressierte wenden. Die vorgestellten Rezepte sind derartig vielseitig, dass man gerne mal Johns Pastete oder die Apfel-Kardamon Tarte nachkochen möchte.

Im Buch wird es auf den ersten Seiten nicht liebevoll, sondern pragmatisch und  grundsätzlich: Welche Dingen sollte man im Kühlschrank haben, welche sollten nie in der Vorratskammer fehlen? Was passt sinnvoll in den Gefrierschrank, um schnell ein Gericht fertig stellen zu können? Weshalb sollte man in der Küche Ordnung halten und wissen, welche Dinge an welchem Ort stehen? Was darf an Zutaten nie fehlen? Natürlich Parmesan (geht immer), Knoblauch (muss immer), Zwiebeln (gehen mit allen) und Zitrone (verfeinert alles). Die Tipps für die Grundausstattung der Küche sind knapp gehalten und auch für einen angespannten Geldbeutel zu finanzieren. Darüber hinaus wirkt nichts dogmatisch, denn es gibt – von den vier „must haves“ abgesehen – immer unterschiedliche Vorschläge und stets eine Hinwendung zu den Produkten und den einfachen Dingen auf dem Teller. Darunter auch eine kleine Anleitung, was man alles auf der Fensterbank an Kräutern anpflanzen kann, ohne sich Arbeit machen zu müssen.

Schon bei dieser durchdachten mise en place Beschreibung merkt man, dass von Anfang an, also auch im trockensten Kapitel des Buches, das nun einmal am Anfang stehen muss, an den Spaß am Kochen gedacht wird. Oft ist man kurz davor, dass Buch aus den Händen zu legen, um seine eigenen Vorräte zu überprüfen und gegebenenfalls aufzustocken.

Leon – moderne Esskultur

Die beiden Autoren verdichten in dem Kochbuch ihre Erfahrungen aus sechs Jahren gemeinsamer Arbeit in einem Restaurant. 2004 eröffneten Sie ihr Restaurant LEON in London, von dem es mittlerweile mehrere Ableger quer über die Stadt verteilt gibt. Dabei schaffen in der Tat einige Gerichte des Restaurants den Sprung ins Buch. Doch vor allem werden hier Dinge nahezu spielerisch aufgezeigt, die ein gutes Essen im Handumdrehen entstehen lassen. Wir bekommen vorgeführt, dass es lediglich auf die gekonnte Kombination verschiedener Elemente und Konsistenzen ankomme. Erstaunlich wie beispielsweise mit Dressing, Kräutern und gerösteten Nüssen wunderbare Gerichte gelingen. Besonderer Wert wird dabei auf die Verwendung von Gemüse gelegt. Anschaulich vermitteln  Dimbleby und Vincent wie viele Gerichte man mit Süßkartoffeln, Pastinaken und Gemüse auf den Tisch bringen kann. Auf diese Weise wird konsequent der Grundtenor eingehalten, dass Fleisch lediglich eine nette Beilage, niemals aber die dominierende Rolle auf dem Teller spielen sollte.

So merkt der Leser während der Lektüre, dass es um gesundes und schnell zubereitetes Essen geht – nicht um Hamburger, Fritten & Co. „Natürlich Fast Food“ trägt seinen Titel daher zur recht und ist nicht nur für Anfänger eine wirkliche Anregung. Die einfache Botschaft: Essen soll keine Arbeit sein, es soll gelingen, Spaß machen und gut schmecken.

 

Für Sie gelesen:

Henry Dimbleby, John Vincent: LEON - Natürlich Fast Food. Ehrlich. Einfach. Gut

Bei amazon zu erwerben

Linktipp

Das Restaurant Leon

Mehr auf Tartuffel

Anspruchsvoll. Vielversprechend. Vollmundig. Das neue Restaurantkonzept von Nils Henkel überzeugt auf ganzer Linie. Ein außergewöhnliches Konzept, passend zum außergewöhnlichen Spitzenkoch mit dem man im außergewöhnlichen Severins Resort &…

Wir alle leben unter demselben Himmel, aber lange nicht mit demselben Horizont. Jeder, der einmal eine Reise unternommen hat, weiß davon zu berichten. In einer Zeit, in der Heimat mit ministeriellen Ehren versehen und Grenzen errichtet…

Das Maibeck in Köln überzeugt nicht nur durch lockere Atmosphäre und lebendigen Wein. Die Gerichte überraschen durch konsequente Akzentuierung des Saisonalen. So überraschend, dass sogar die Zeit aus den Fugen gerät.

Die Geschichte der Bahn ist zugleich eine Geschichte der Verköstigung. Mit den ersten Bahnstrecken entstanden die Bahnhofs-Buffets, an denen die Reisenden in Windeseile mit Proviant versorgt wurden, schließlich sollte die Fahrt so schnell…

Essen auf die Hand ist mindestens so alt, wie die Kunst Brot zu backen. In allen Kontinenten erfreuen sich Menschen an kulinarischen Köstlichkeiten „Auf die Hand“. Stevan Paul hat Experten zum Thema getroffen und wunderbare Rezepte…

Seine Kochkunst lässt ein Bistro im Glanz von zwei Sternen leuchten

Kulinarischer Dekonstrukteur