Wolfram Siebeck
Hierzulande ist er der Fels in der Brandung und das Kochmaß aller Gastro-Kritik. Seine messerscharfen Analysen, mehr noch sein unbestechlicher Blick und die sehr ernst zu nehmenden Seitenhiebe auf alles, was auf dem weiten Feld der Ernährung – von der Produktion über den Vertrieb bis zum fertigen Gericht auf dem Teller – an Fehlentwicklung zu verzeichnen ist, haben ihn zu einem Heroen der Gastrosophie gemacht.
Nicht nur ganz konkret wohnt der 1928 im Ruhrgebiet geborene, weise Mann etwas über den Dingen. Das imposante Anwesen in der Nähe von Freiburg, welches er mit seiner Frau Barbara bewohnt, erinnert vom Namen her an den gleichermaßen furchtbaren wie weisen Drachen aus „Jim Knopf“, Frau Mahlzahn, und zugleich an den Olymp, den er schon längst erklommen hat: Schloss Mahlberg.
Ohne seine Kritiken, die er nun schon seit über fünfzig Jahren schreibt und prominent veröffentlicht, wäre dieses Land sehr wahrscheinlich noch eine kulinarische Wüste und wir ernährten uns ausschließlich von Dosenravioli und Fischstäbchen. Wolfram Siebeck hat der deutschen Küche etwas gegeben, was sie lange Zeit nicht hatte: einen Wortschatz. Die Küche spricht bei ihm Deutsch.
„Tartuffel“ kann sich nur einer Würdigung anschließen, welche Max Goldt in seinem Songtext der Gruppe Foyer des Artes schon zu Beginn der 1980iger Jahre formulierte: „Ach der Wolfgang Siebeck, der hat ja so recht.“
Natürlich unterstützen wir seinen Kampf für das Ansehen von Kuttelgerichten, gerade weil wir sie so schmerzlich oft auf den Speisekarten heimischer Restaurants vermissen. Allen Interessierten sei daher sein herrlich unkonventionelles „Kochbuch der verpönten Küche“ ans Herz gelegt.