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Originalblatt von Leonhard Fuchs "New Kreuterbuch" und das berühmte Alraunenmännchen aus dem "Garten" | Quelle: Wikipedia

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Kräuterbüchlein

Kräuterbüchlein helfen bei Suche und Zubereitung

Florierende Helfer

Mittlerweile sind Kräuter in aller Munde. Wie aber sammelt man unbekannte Arten? Wie bereitet man diese zu? Bücher geben bereits seit hunderten Jahren Ratschläge. Sie sind eine alte Zutat, die uns neue Zutaten entdecken lässt.

Auch wenn es historisch gesehen erst gestern war, dass man sie hierzulande als Unkraut und Kaninchenfutter bezeichnete, mittlerweile haben Kräuter wieder einen festen Platz in Garten und Kübeln, auf Fensterbänken sowie in Tassen und auf Tellern.

Dabei wurde in Deutschland schon früh die heilende Wirkung von Kräutern über Hildegard von Bingen thematisiert. Lange vor ihrer Heiligsprechung wurde sie aus Marketingzwecken als Heilige bezeichnet, was manchem ihre Lehren und vielleicht auch den Glauben an die Heilkraft der Kräuter in einem zweifelhaften Licht erscheinen ließ. Gleichwohl sind die Ideen der Universalgelehrten geleitet von der Idee, Krankheiten zu heilen oder durch sinnvolle Ernährung präventiv zu vermeiden, nicht nur für ihre Zeit recht fortschrittlich. Ihre kirchliche Heiligsprechung erfolgte allerdings erst durch ihren Landsmann Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012.

Unabhängig davon gelten Kräuter oftmals weniger als wild denn als heilend. Schon die Römer wussten, dass Salbei im Garten die Krankheiten vom Haus fernzuhalten vermag. Das älteste überlieferte Büchlein über Kräuter ist der spätantike, sogenannte Wiener Dioskurides-Kodex, ein reich illustriertes Geschenk an die Aristokratin Anicia Juliana in Konstantinopel um 500. Zugleich stellt dieser Band die illustrierte Ausnahme zu seiner Zeit dar. Erst mit Beginn der Neuzeit und dem aufkommenden Buchdruck werden Kräuterbücher durchgehend illustriert.  

So ist es kein Wunder, dass zu Lebzeiten von Hildegard die Kräuterbücher ihre erste Blütezeit in Deutschland erleben. Schon im 15. Jahrhundert erscheint in Mainz der grundlegende Band „Gart der gesuntheit“ (Garten der Gesundheit) von Peter Schöffer. Grundlegend für den Erfolg dieses in 60 Auflagen bis in das 18. Jahrhundert hinein erscheinenden Buches ist nicht nur der Rekurs auf lateinische und deutsche Quellen – darunter auch auf Hildegard von Bingen – sondern vor allem der Projektcharakter des Buches: Hier wird für jedes Feld, auch für die vielgerühmten und formprägenden Illustrationen, ein überaus kompetenter Beteiligter gefunden. Kein Wunder überdies, dass der „Garten der Gesundheit“ bis heute sprichwörtlich geblieben ist.

So werden die in den jeweiligen Landessprachen gedruckten und überaus reichlich illustrierten Kräuterbücher ein verlegerischer Erfolg und richteten sich nicht, wie lange angenommen, nur an ein ausgewiesenes Fachpublikum wie Ärzte oder Apotheker, sondern vor allem an interessierte Laien und liefern so einen ersten Beitrag zur später sogenannten Volksgesundheit.

Beginnende wissenschaftliche Systematisierung

Im Laufe des 16. Jahrhunderts etablieren sich die Werke der „Väter der Botanik“. Diese bestechen nicht nur bis heute durch ihre naturgetreuen Abbildungen der besprochenen Pflanzen sondern auch durch zahlreiche morphologische Details. Die Holzschnitte des 1543 von Leonhard Fuchs herausgegebenen „New Kreuterbuch“ werden stilbildend und in zahlreiche andere Werke übernommen. Die Verbindung von Schrift und Illustration des zu beschreibenden Krautes sind fortan fester Bestandteil dieser praktischen Nachschlagewerke, die nun auch die Anwendungen der Kräuter erläutern und somit zu ersten Kochbüchern der Gesundheit avancieren. Verblüffend ist weniger die in der Neuzeit insgesamt anzutreffende Systematisierung des Themas, als vielmehr die relative Gleichberechtigung von Wort- und Bildsprache.

Interessiert man sich heute für praktisch anwendbare Kräuterbücher hat man die Qual der Wahl, so zahlreich erscheinen stets neue Ratgeber zum Thema. Wichtig in diesem Zusammenhang ist allerdings nicht nur die sinnvolle Beschreibung der Kräuter und ihrer Verwendungsmöglichkeiten sondern ebenfalls ihre eindeutige Bebilderung.

Ohne eine wirklich Kaufempfehlung abgeben zu wollen, möchten wir noch auf eine App hinweisen, die sich nicht nur als äußerst praktisch erweist, sondern auf Grundlage eines der besten Bücher zum Thema erschienen ist.

So kann man sich in der Gegenwart ohne reich illustrierte Folianten aufmachen, um in der näheren Umgebung, einer Aue, einem Park, oder im Wald bei der Suche nach Kräuter fündig zu werden.

Linktipp

„Gart der Gesuntheit“ zum Herunterladen

Buchempfehlung

Stefan Guido Fleischhauer (u.A.): Essbare Wildpflanzen. 200 Arten bestimmen und erkennen. AT-Verlag Aarau 2007, 17,90€
Bei Amazon zu erwerben

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