Der Thymian zeigt sich als verlässlicher gastrosophische Kompagnon bei Genüssen unterschiedlichster Art.

Der Thymian zeigt sich als verlässlicher gastrosophische Kompagnon bei Genüssen unterschiedlichster Art. | Von Ghislain118 www.fleurs-des-montagnes.net - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org/w/index.php

Thymian

Über ein heilendes, würzendes und lächelndes Kraut

Unverkennbares Aroma der Sinnsuche

Der Thymian zählt zu den Klassikern unter den Gewürzkräutern. Seine Talente sind unbestritten, weit gestreut und bringen uns unordentlich zum Denken. Über einen verlässlichen gastrosphischen Kompagnon.

 

Die Dinge haben ihre Ordnung. Was in den Tee kommt und den Husten lindert, ist ein Heilmittel. Nimmt es dem Wildfleisch oder dem Lamm etwas von seiner herben Grundierung, sprechen wir hingegen von einem Gewürzkraut. Und sobald es einem Digestif seine prägende Geschmacksnote schenkt, wird es zur Ingredienz auf dem Rückenetikett.

Genau diese Geschichte erzählt uns der Thymian und quittiert die ernste Unbeholfenheit menschlicher Sortierung mit einem feinen mediterranen Lächeln. Denn diesen Sinnes ist der Thymian und das ist sein Sinn - gastrosophisch betrachtet. Er stammt aus einer großen botanischen Familie, die je nach fachspezifischem Bekenntnis 214 oder weit über 300 Arten umfasst. Erneut ein Grund zum Lächeln. Dabei interessieren den Menschen nur drei Arten, allen voran der „echte Thymian“ oder „thymus vulgaris“.

A propos „thymus“, die etymologische Herleitung des Kräuternamens gehört zur würzigen Sinnsuche dazu. Zum einen erwächst der Thymian aus dem griechischen Verb „thýein“, was soviel wie „rauchen“, aber auch „räuchern“ bedeutet. Abgeleitet vom Substantiv „thȳmós„ bekommen wir es mit den Bedeutungen „Rauch, Geist, Mut“, aber auch „Sinn“ zu tun!

Lächelnd vielschichtig

Diese Fährte erklärt sich aus der in der Antike gebräuchlichen Verwendung des Thymians als Zusatz in Räuchermitteln, die sowohl medizinisch als auch kultisch bei Brandopfern zum Einsatz kamen. Seine Wirkung wird als anregend für Geist und Gemüt beschrieben, was näher am Digestif denn am Heilmittel scheint. Auf jeden Fall verweist die Herkunft auf den aromatischen Duft, den der Thymian ausströmt, und den er dem Thymianöl verdankt. Anders ausgedrückt: Egal worin er steckt, gleich welche Art des Thymian vorliegt, wir erkennen ihn schnell und eindeutig an seinem Duft. Darin liegt die gastrosophische Pointe des Thymians, deshalb darf er lächeln.

Wir verbinden den Thymian sofort mit der mediterranen Küche, obgleich er auch in anderen Teilen Europas seinen festen Platz in Garten und Küche hat. Gerne gesellt er sich zu Eintöpfen, Soßen und Fleischgerichten und verleiht ihnen einen abmildernden und dennoch würzigen Geschmack. Zudem ist der Thymian fester Bestandteil klassischer Gewürzmischungen wie den Herbes de Provence, dem Bouquet garni oder den Fines Herbes.

Ob frisch und direkt vom Strauch oder getrocknet und gerieben, ob als ätherisches Öl oder als Infusion für den Digestif, der Thymian zeigt sich als verlässlicher gastrosophische Kompagnon bei Genüssen unterschiedlichster Art. Er serviert uns einen Sinn, den man schmecken und riechen kann und der eine eindeutige wissenschaftliche Einsortierung mit einem entspannten Lächeln unterläuft.

 

Mehr auf Tartuffel

„erwecket die unkewsch an dem menschen“

Im Sommer wie im Winter

Echtes Glück in der Küche und falsche Versprechung für Männer

Symbol der Glückseligkeit

Wenn man kocht, will man nicht nur Essen zubereiten, sondern auch Geschmack genießen. Neben den erstklassigen Produkten kommt es dabei auf die Zubereitungsmethode und die Aromen der Würzung an. Thomas A. Vilgis und Thomas A. Vierich…

Solanum tuberosum, ein Nachtschattengewächs

Knolle zum Anpflanzen und Ausgraben

Die Linse ist so anspruchslos wie reich an Mineralstoffen und Anspielungen

Nährende Vielfalt

Johannisbrot gibt den Diamanten die Maßeinheit

Bindet Wasser und nährt

Wanderjahre sind unentbehrlich, um neue Eindrücke und Ideen zu entwickeln, um andere Techniken und kleine Details zu erlernen. So hatte ich das Glück, in den „Schweizer Stuben“ Adalbert Schmitt zu begegnen, der schon damals ein Freund der…

Saucen sind das verbindende oder kontrastierende Element

Krönung und Basis der Kochkunst