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Sommerbohnenkraut - Satureja Hortensis | Quelle: Wikipedia

Von H. Zell - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org/w/index.php

Bohnenkraut

„erwecket die unkewsch an dem menschen“

Im Sommer wie im Winter

Allein der Name legt schon ein falsche Fährte. Ein Grund mehr, dem altbackenen Ruf des Bohnenkrauts einmal sinnlich zu korrigieren. Eine liebevolle Reminiszenz mit Zitrusaroma.

 

An dieser Stelle gilt es, einmal eine Lanze für das Bohnenkraut zu brechen, dessen Ruf irgendwie unter unsexy, alteingesessen und unmodern einzuordnen ist. Dabei handelt es sich um das erste mediterrane Kraut, welches seinen Weg vom Mittelmeer nach Mittel- und Nordeuropa fand. Dies schon zu Beginn des Mittelalters, als es von Benediktinermönchen von Italien aus seinen europäischen Siegeszug in die europäischen Kochtöpfe antrat. Nicht umsonst ist es steter Vertreter der provenzalischen Kräuter, vielleicht sollte man also das altbackene Image in Frage stellen.

Das Bohnenkraut wird unterteilt in das Sommer- und das Berg- oder auch Winterbohnenkraut: Satureja hortensis und Satureja montana zählen zur Familie der Lippenblütler. Sommer- und Winterbohnenkraut wirken durch ihre ätherischen Öle sowie ihre Bitter- und Gerbstoffe verdauungsfördernd und bei Verletzungen im Rachen- und Halsraum antiseptisch. Damit hilft das Kraut gegen Husten und gegen ein Völlegefühl bei üppigen Speisen.

Das mehrjährige Winterbohnenkraut entwickelt sein intensivstes Aroma, wenn die Blätter während der Blüte im September und Oktober geerntet werden. Die Blätter des Sommerbohnenkrauts sind weicher und hellgrün, ihr Aroma ist weniger pfeffrig und nicht so intensiv. Das Zitronenbohnenkraut, wie das Winterbohnenkraut ebenfalls mehrjährig, verleiht sommerlichen Eintöpfen, Fisch- oder Geflügelgerichten ein leichtes Zitrusaroma.

Im Mittelalter erkannte  man im Bohnenkraut einen wahren Alleskönner, der nicht nur Gerichte mit Hülsenfrüchten bekömmlicher machte, sondern ein feines Aroma zu Gurkensalaten, Würsten, Fleisch, Fisch und Kartoffelgerichten gab. Jakob Theodor, Verfasser eines der originellsten Kräuterbücher des ausgehenden Mittelalters, erkannte nicht nur die heilende und wohltuende Wirkung des Krautes sondern unterstrich dessen aphrodisierende Wirkung: Das Kraut „reitze zu ehelichen Werken.“ Auch Johannes Hartlieb – Arzt und Hofdichter des Spätmittelalters, von dem ein Buch zur Verwendung von Kräutern überliefert ist - stellt eine ähnliche Wirkung des Bohnenkraust fest: Es „erwecket die unkewsch an dem menschen.“

Kein Wunder, dass das Kraut unaufgefordert dem Käufer von Bohnen und Hülsenfrüchten beigegeben wurde, wodurch es im übrigen seinen Namen erhielt. Und sofort ist das Kraut doch nicht so unsexy, wie es uns erscheinen mag.

 

Zur Lektüre empfohlen

Das Kräuterbuch des Johannes Hartlieb

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